Nachlese: CPO-Agenda 2021 in Zürich

Erfahrungsaustausch von Beschaffungsspezialisten führender Unternehmen: Anlässlich der fünften CPO-Agenda, die jeweils im exklusiven Kreis stattfindet, wurden nebst einem kurzen Rückblick auf die Veranstaltungen im laufenden Jahr die Themenschwerpunkte für das Jahr 2022 festgelegt.

Seit 2016 führen procure.ch und Procurement Partner AG gemeinsam die CPO-Agenda durch. Die Veranstaltung bietet hochkarätigen Beschaffungsverantwortlichen namhafter Unternehmen ein exklusives Format für den geschützten Austausch. Die Teilnehmenden erhalten stimulierende Gedankenanstösse, vorgestellt durch Referate von Persönlichkeiten aus der Wirtschaftsszene. So auch dieses Jahr.

Die fünfte Ausgabe fand am 18. November in Zürich statt. Weit über 50 der obersten Einkaufsverantwortlichen (Chief Procurement Officer) von in der Schweiz ansässigen Unternehmen nahmen teil. Die Veranstaltung wurde wiederum in den Räumlichkeiten der Hotelfachschule Belvoirpark durchgeführt.

Nach einem Impulsreferat zum Thema «Resilienz im Einkauf» von Gerhard Hess, Professor an der Technischen Hochschule Nürnberg, und einem Praxisreferat zum Thema «Auswirkung der Krise und Veränderung der Anforderungen an den Einkauf» von Marc Dolder, Head of Supply Management der Swisscom, fand eine Diskussion zu den aktuellen Herausforderungen und den Topthemen für kommendes Jahr statt.

Resilienz im Einkauf

Resilienz ist die Widerstandskraft gegenüber unerwarteten Risiken. Diese sind, gemäss Gerhard Hess, für Unternehmen kritisch , falls ihre Eintrittswahrscheinlichkeit minimal, aber ihr Schadensausmass überdurchschnittlich hoch sei.  Die letzten Monate hätten aufgezeigt, wie grundlegend es sei, über transparente Wertschöpfungsprozesse zu verfügen und wie zentral die Kenntnisse über das Funktionieren von Lieferketten wären.  Wer vernetzt sei, eine partnerschaftliche Beziehung zu den Lieferanten pflege und einen schnellen Zugang zu dessen Top-Management habe, der habe grosse Chancen, Krisensituationen erfolgreich zu überstehen und sogar gestärkt daraus hervorzugehen. Resilienz verlange aber zuallererst ein neues Risikobewusstsein.

Und so stellte Gerhard Hess dem Plenum die rhetorische Frage: «Waren, beziehungsweise sind Sie gut vorbereitet?» Auch die provokative Aussage, dass ein eigenständiges Riskmanagement gar nicht nötig sei, wenn die Einkaufsabteilung über ein funktionierendes Warengruppen- und Einkaufsmanagement verfüge, war sicher in den anschliessenden Gesprächen noch ein Thema.

Fokus im Swisscom-Einkauf

Marc Dolder ging in seinem Praxisreferat auf konkrete operative Problemstellungen ein. Die Swisscom fokussiere sowohl in puncto Strategie als auch im Tagesgeschäft auf die drei Bereiche «Simplicity», «Agilität» und «Kundenorientierung». Dieser Fokus werde auch im Einkauf angewendet. Konkret bedeute das, dass Einkaufsprozesse «einfach» zu halten seien (Simplicity), die Mitarbeitenden in «agilen Teams» geführt werden (Agilität) und stets der Kunde im Fokus zu halten sei (Kundenorientierung).

Für den obersten Einkäufer der Swisscom steht ausser Frage, dass die Herausforderungen an den Einkauf (nicht nur für die Swisscom) weiter steigen werden. Die aktuelle Pandemie gelte als «Stresstest» für die Supply Chain, denn die Herausforderungen an die Supply Chain werden nicht kleiner. Die jüngste Vergangenheit deute darauf hin, dass die Schwere und Häufigkeit von Lieferkettenunterbrechungen zunehmen würden.

Mit den Fragen, welche im Anschluss an die Referate gestellt wurden, und der Diskussion, welche daraus entstanden ist, fand eine gute Überleitung zu der Abstimmung der Topthemen im Jahr 2022, denn einige der Herausforderungen, die genannt wurden, standen zur Abstimmung.

Die Topthemen der CPO für 2022

In einer ersten Runde wurden die fünf Themen, die noch 2019 in der Abstimmung die obersten Plätze der Rangliste besetzten, ausgiebiger diskutiert. Was damals auf der «Agenda» der CPO stand? Themenbereiche, die auch aktuell nicht an Relevanz eingebüsst haben: Digitalisierung, Organisationsformen der Zukunft, Nachhaltigkeit, Personalentwicklung, Kostenreduktion und Einkauf als Innovationstreiber.

Die vergangenen zwei Jahre haben jedoch auch aufgezeigt, dass nebst den «neuen Themen» auch wieder «altbekannte» Themen an Wichtigkeit gewonnen haben, die in «normalen» Jahren als weniger wichtig betrachtet werden. Aus dem Vorschlag und der Diskussion haben sich vier neue, relevante Themenbereiche ergeben, die in die Agenda aufgenommen werden sollten: «Agilität», «Lieferantenmanagement», «Compliance & Riskmanagement» sowie «Value Added Network».

So standen insgesamt zehn Themen zur Auswahl, über welche die CPO kurz diskutieren und anschliessend abstimmen konnten. Von den Themen (quer durch alle Bereiche im Einkauf) wurde trotz den aktuellen Herausforderungen wie Materialverfügbarkeit oder Lieferverzögerungen die «Digitalisierung» als das Topthema gewählt.

Die beiden weiteren Themen, die bei den CPO 2022 auf der Agenda stehen, sind das «Lieferantenmanagement», das durch die Krise eine neue respektive wieder zentralere Bedeutung erhalten hat, sowie «Nachhaltigkeit» welche schon 2019 ein Topthema war.

Durch die neuen Herausforderungen nehmen aber auch die Themen «Agilität in der Organisation» und «Riskmanagement» einen Platz weit oben auf der Agenda der CPO ein. Themenbereiche wie «Kostenreduktion» und auch «neue Organisationsformen» sind temporär eher in den Hintergrund gerückt, da aufgrund der Lieferverzögerungen eher mit Preiserhöhungen gerechnet werden muss und das Thema «Agilität» den Bereich «neue Organisationsformen» abgelöst hat.

Wir danken allen Teilnehmenden herzlich für die spannenden Gespräche und wünschen einen guten Jahresend­spurt. Wir freuen uns, Sie anlässlich der nächsten Termine wieder anzutreffen und stehen bei Fragen oder Rückmeldungen gerne zur Verfügung.