Den Wertbeitrag des Einkaufs zum Unternehmenserfolg

 

Was sind die aktuellen Fragestellungen im Bereich Procurement?

Fragen rund um Einkauf 4.0 und die Digitalisierung von Beschaffungsprozessen sind sicher sehr aktuell. Lassen wir diese fast allgegenwärtigen Themen beiseite, ist mein Eindruck, dass es im Bereich der indirekten Warengruppen nicht wirklich neue Fragestellungen gibt, sondern dass die alten immer noch nicht vollends gelöst wurden. Es geht vielfach immer noch um die richtige Positionierung und Einbindung des Einkaufs in die Beschaffungsabläufe. In diesbezüglich „reifen Unternehmen“ ist es bereits der Fall, dass der Einkauf aktiv und frühzeitig involviert wird. Aber bei vielen anderen müssen die Einkaufsverantwortlichen immer noch kämpfen, rechtzeitig eingebunden zu werden. Zu oft und zeitliche viel zu knapp, wird ihnen einen fertig ausgehandelten Vertrag auf den Tisch gelegt mit der Aufforderung „Nun schau doch mal, ob Du da noch ein paar Prozente herausgehandelt bekommst.“ Diese Positionierungsprobleme sind eigentlich überraschend, denn der Einkauf ist ja kein neues Thema.

Wie sieht es bei den direkten Warengruppen aus, was sind hier wichtige Themen?

Bei den direkten Gütern ist derzeit die Verlässlichkeit der aufgebauten Versorgungskanäle ein Thema, da durch politische Entwicklungen und neue Zölle die aufgebauten globalen Kanäle teils in Frage gestellt werden. Darüber hinaus entstehen neue regulatorische Anforderungen, hier ist nicht zuletzt durch die aktuelle Klimadebatte das Thema Nachhaltigkeit mehr in den Fokus gerückt. Aufgrund des immer grösser werdenden Kostendrucks ist nicht nur für Grossunternehmen das Global Sourcing ein Thema. Vermehrt kontaktieren uns auch kleinere KMU zu diesem Thema.

Wie können Unternehmen die Einbindung des Einkaufs verbessern?

Es geht hier um die Sichtbarmachung des Wertbeitrages, den eine Einkaufsfunktion zum Gesamterfolg eines Unternehmens liefern kann. Mancherorts heisst das immer noch, innerhalb des Unternehmens erst einmal zu kommunizieren, was der Einkauf überhaupt macht. Die Devise ist hier: Tue Gutes und sprich darüber.

Aus eigenen Erfahrungen und aus Beobachtungen bei Kunden stelle ich fest, dass die Basis für Massnahmen zur Positionierung des Einkaufs noch immer die persönlichen Beziehungen sind, welche die Einkaufsverantwortlichen haben und pflegen müssen. Ich kann noch so ausgefeilte Prozesse etablieren und moderne Tools zur Verfügung stellen – wenn das Vertrauen nicht da ist zwischen dem, der etwas beschaffen muss und demjenigen im Einkauf, der ihn dabei unterstützen soll, funktioniert die Zusammenarbeit am Ende trotzdem nicht optimal. Der Faktor Mensch ist nach wie vor entscheidend.